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Was ist Wandergogik #3

Wandergogik ist ein Wortspiel aus Wandern und Pädagogik und umfasst das pädagogisch ausgerichtete Wandern mit Gruppen in der Natur. Dabei ist einzig das Wortspiel neu. Seit jeher gehen Menschen aus pädagogischen Gründen mit ihren jeweiligen Zielgruppen, Klienten, Schützlingen, Kindern, Jugendlichen und Schülern wandern. Diese erlebnispädagogische Art mit Gruppen zu arbeiten hat viele Vorteile: mit Gruppen in Bewegung kommen auch Rollen, Muster, Wertvorstellungen und Beziehungen in Bewegung. Beim Wandern gehen Kleingruppen nebeneinander oder man kann auch ein Stück allein gehen. Das zum Thema Gruppengröße. Die gemeinsame Blickrichtung ist nach vorne und auf dem Weg gerichtet. Uns begegnen vielfältige Metapher die pädagogisch aufgegriffen werden können: Abbiegung, Abkürzung, Umweg, Kreuzung, Weggabelung, Markierung, Orientierung,

Der Weg ist das Ziel

Ein Satz, der zwar nicht für Hüttenwirte, aber für prozessorientiertes Arbeiten mit Gruppen sehr hohe Gültigkeit hat. In der Wandergogik ist der Prozess und alles, was beim Wandern mit der Gruppe und den Einzelpersonen passiert im Vordergrund: Gedanken, Tagträume, Gespräche. Auch die gemeinsame Überlegung, ob der richtige Weg an der Kreuzung links oder rechts weitergeht und alles, was der Wegrand zu bieten hat.

Pädagogik und Wandern

Wandern eignet sich sehr gut, um deine pädagogischen Themen, deine Inhalte, deine Zielgruppen und deine Haltungen in einem pädagogischen Lernsetting zusammen zu spannen. Und die Verbindung aus Pädagogik und Wandern ist eine oft genutzte, beliebte und auch schlüssige Form, mit Gruppen zu arbeiten.

Wie ist Wandern entstanden

Irgendwann im 18. Jahrhundert tauchen auf Gemälden Menschen auf, die offenbar nicht zu Fuß gehen, weil sie müssen, sondern weil sie wollen. Wandern entsteht als Gangart der Moderne und unterscheidet sich sich von der Bildungsreisen und Handelsreisen, sowie von der Walz der Gesellen. Pierre Henri de Valenciennes, ein Landschaftsmaler des 18. Jahrhunderts schreibt ein Buch, in dem er seinen Kollegen aus der Kunst nahelegt zu gehen, wie Rousseau es in seinem Bildungsroman Emil beschreibt. Also nicht von A nach B, sondern der Prozess wird wichtig. Dazu gibt es eine höcht interessante Podiumsdiskussion anläßlich der Ausstellung

Irgendwann im 18. Jahrhundert tauchen auf Gemälden Menschen auf, die offenbar nicht zu Fuß gehen, weil sie müssen, sondern weil sie wollen. Wandern entsteht als Gangart der Moderne und unterscheidet sich sich von der Bildungsreisen und Handelsreisen, sowie von der Walz der Gesellen. Pierre Henri de Valenciennes, ein Landschaftsmaler des 18. Jahrhunderts schreibt ein Buch, in dem er seinen Kollegen aus der Kunst nahelegt zu gehen, wie Rousseau es in seinem Bildungsroman Emil beschreibt. Also nicht von A nach B, sondern der Prozess wird wichtig. Dazu gibt es eine höcht interessante Podiumsdiskussion anläßlich der Ausstellung „Wanderlust“ 2018 in der alten nationalgalerie in Deutschland mit Dr. Claudia Denk, Dr. Frank Matthias Kammel, Dr. Peter-Klaus Schuster und Dr. Birgit Verwiebe.

Im 19. Jahrhuntert ist das Wandern ein wichtiges Motiv in der Malerei und Ende des 19. Jahrhunderts entsteht die erste Jugendrevolte: die Wandervogelbewegung. Jugendliche ließen sich nicht wie bei der zweiten Jugendrevolte der 1968er die Haare wachsen, sondern zogen mit der Gitarre durch das Land, suchten Naturräume auf und gestalteten so ihre Freizeit nach ihrem Sinn. Auch Lehrer aren Teil der Wandervogelbewegung und so kann man hier erste Verbindungen zwischen der Pädagogik und dem Wandern erkennen. Die Reformpädagogik ist dabei ein wichtiger Motor und das Wandern wird eine Form der gemeinsamen Gruppenaktivität. Auch die Hitlerjugend erkannte die Vorteile des Wanderns für ihre unrühmlichen Zwecke. Auch in Wanderliedern hört man Metaphern, Querverbindungen zum Leben und pädagogische Noten heraus. Heute wird man das pädagogische Wandern vor allem der Erlebnispädagogik zuordnen, die ebenfalls ihre Wurzeln in der Reformpädagogik hat. Eine Gruppenwanderung im Sinne der Wandergogik ist also weit mehr als dir eine Gehstrecke von A nach B zu bewältigen.

Vorbereitung

Schon bei der Vorbereitung auf einer Wanderung gibt es vielfältige Herausforderungen und in diesen Herausforderungen liegt immer eine Lernchance. Daher ist die gemeinsame Vorbereitung mit der Gruppe schon ein Teil der Wandergogik: das Planen der Route, Überlegungen zur An- und Abreise und zum Zeitplan. Zusammenstellen einer Ausrüstungsliste und Zusammensuchen der notwendigen Rucksackinhalte. Das Einholen von Informationen zu geöffneten Einkehrmöglichkeiten und dem Wetter und vielen

Tempo und Geschwindigkeit

Beim Wandern in Gruppen sind unterschiedliches Tempo und Geschwindigkeiten ein großes Thema. Das betrifft die Gruppe allerdings auch im gruppenalltag: auch hier finden sich beim gemeinsamen Arbeiten, lernen, und zusammen sein ebenfalls unterschiedliche Geschwindigkeiten. Mit diesem Spannungsfeld als Gruppe einen Umgang zu finden ist eine Notwendigkeit für alle funktionierenden Gruppen und Teams. Das wird beim gemeinsamen Wandern über deutlich sichtbar und kann daher auch thematisiert werden.

Reisen mit dem Flugzeug oder mit dem Auto sagt man sei eine viel zu schnelle Art den Ort zu wechseln. Die Seele kommt nicht nach. Wandern ist eine natürliche Geschwindigkeit, um von a nach b zu kommen, und der Blick erfasst auch Details am Wegrand und in der Ferne, die einer schnellen Fortbewegung und einer passiven Fortbewegung nicht mehr wahrgenommen werden. Außerdem verleiht die Möglichkeit jederzeit stehenzubleiben eine Selbstermächtigung und ich werde nicht mehr passiv von a nach b transportiert, sondern kann unmittelbar und jederzeit sofort stoppen, um etwas zu betrachten oder zu genießen.

Verpflegung

Das nährende Element gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen: essen und es soll natürlich auch schmecken. Beim Wandern stellt die Versorgung eine Gruppe vor einige Fragen und Herausforderungen, die ebenfalls Teil der pädagogischen Arbeit sind. Die Verpflegung und das Trinken hat ein nicht unerhebliches Gewicht und es stellen sich Verteilungsfragen in der Gruppe. In der Planung stellt sich die Frage, an welchen Orten wir uns verpflegen und Wasser nachfüllen können. Wenn die Wanderung mehr als einen Tag dauert, kommt vielleicht noch das Thema von warmen Speisen oder Heißgetränken und damit Fragen rund um eine Kochmöglichkeit hinzu.

Entsorgung

Auch die Entsorgung läuft nicht so einfach wie im Gruppenalltag und wirft neue Fragen zu Umweltschutz auf. Ist eine Bananenschale Biomüll, der im Busch verschwinden kann? Gilt der Grundsatz „leave nothing, but footprints“? Wie funktioniert die Toilette in der Natur und was gilt es hier zu beachten?

Wetter

das Wetter ist eine äußere Rahmenbedingung die großen Einfluss auf die gemeinsame Wanderung haben kann: sogar eine Terminverschiebung, ein Abbruch, und unangenehmer Situationen können durch das Wetter verursacht werden. Hier spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle.

Sicherheit

Die Sicherheit beginnt schon bei der Planung, die Frage, ob die Route für die Gruppe in einer passenden Schwierigkeitsstufe geplant ist. Gute Ausrüstung, gute Vorbereitung für Notfälle, ausreichende Ressourcen und Kapazitäten, Verbindungsmöglichkeiten und eine sehr gute Übersicht und Orientierung im Raum sowie wissen und Informationen zum Wetter sind entscheidend für eine sichere Durchführung einer Wanderung mit einer Gruppe.

Orientierung

Gerade beim gemeinsamen Gehen und Plaudern kann man leicht vergessen, wo man sich gerade befindet. Der Schiffchen Effekt tritt ein und alle laufen hinter den anderen her, ohne zu wissen ob einige Personen in der Gruppe gerade die Verantwortung für die Gesamtorientierung und den richtigen Weg haben. Orientierungsmittel wie Karte, Kompass, oder die Nutzung des GPS-Gerätes und Handy helfen dabei.

Kommunikation mit der Gruppe

Mit einer Gruppe in Bewegung zu kommunizieren ist nicht ganz dasselbe wie eine Gruppe im Stuhlkreis. Schnell kann es passieren, dass der Informationsfluss abreißt und nicht mehr alle Informationen bei den einzelnen Personen ankommen.

Wandern als Megatrend

Derzeit ist in vielen Bereichen sichtbar, das Wandern das verstaubte Mäntelchen komplett abgelegt hat: die Hütten sind durch bestens ausgestattete junge Menschen bevölkert, auf social Media finden sich zahlreiche Fotos von Menschen die wandern, und auch der Begriff wandern wird genauso verwendet und nicht auf Anglikanismus wie Tracking oder Mountaineering ausgewichen. Es gibt hier verschiedene Ausprägungen: weitwandern, pilgern, kurze und einfacher Wanderungen.

Gesundheit

Gesundheit ist ein großes Thema, genauso wie Bewegung. Das Wandern beansprucht die Gelenke weniger stark wie etwa das Laufen und ist durch seine niederschwellige Art besonders für Gruppen geeignet, die eine hohe Diversität in der körperlichen Leistungsfähigkeit aufweisen.

Naturvermittlung

Auf dem Weg begegnet der wandernden Gruppe eine Vielzahl an Botanik, Fauna und Flora. Bei der Wandergogik kann das unmittelbar für Themen angewandt werden, die im Lehrplan stehen.

Ökologie

Um zu verstehen, dass der Mensch ein Teil der Natur und nicht in einer abgetrennten Blase ist, muss man ganzheitlich und in der Natur wahrnehmen Punkt das passiert dann allerdings unmittelbar und intuitiv: einfach 20 Minuten still auf einem Baumstamm sitzen und die Geräuschkulisse rund um wahrnehmen, und schon ist es unmittelbar und intuitiv erfahrbar, dass wir eng mit unsere Umwelt verbunden von ihr abhängig und ein Teil von ihr sind.

Tourismus

Die österreichische Tourismusbranche setz in Wort und Bild sehr stark auf das Wandern, weil zunehmend und für viele Gebiete die alleinige Ausrichtung auf den Wintersport nicht mehr ausreichend ist. Viele Trendsportarten für den Sommer greifen daher Platz und darunter ist ganz prominent die einfachste Form der sportlichen Betätigung: das Wandern.

Schönheit, schön Geistigkeit, Kunst

Gruppenprozesse

Das Wissen um Gruppenprozesse, wie Entscheidungen in Gruppen getroffen werden, wie Zusammenhalt und die innere Kohäsion in der Gruppe durch Beziehung, Mitverantwortung, Kontakt und Aufmerksamkeit füreinander entsteht ist notwendig und wichtig für eine sichere Durchführung und pädagogisch sinnvolle ausgerichtete Wanderung.

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In der Wandergogik wie auch in der Pädagogik stellt sich immer die Frage warum biete ich das für eine Gruppe an. Neben augenscheinlichen Gründen gibt es auch tiefere innere und meist weit zurückliegende Erfahrungen und Erlebnisse, die mir bewusst sein sollten.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Zu einer sicheren Durchführung gehört auch das Wissen um rechtliche Rahmenbedingungen, wenn ich mich mit einer Gruppe wandernd in der Natur bewegen. Das betrifft Haftungsfragen, gesetzliche Vorgaben, abgabenrechtliche Bestimmungen, und auch Wissen über die Versicherung von auftretenden Risiken.

Wie wirst du Wanderführer?

Gewerberechtlich ist die Tätigkeit in Österreich in den Landesgesetzen geregelt und Dank unseres Föderalismus gibt es daher neun unterschiedliche Regelungen. Auf der Rax an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark ist das noch egal, weil es in den beiden Bundesländern sehr ähnliche Regelungen gibt. In Kärnten, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg gibt es jedoch gesetzliche Vorschriften, meist im Zusammenhang mit den lokalen Schi- und Bergführerregelungen. Einen guten Überblick bietet die Seite vom VAVÖ. In den östlichen Bundesländern dominiert der VAVÖ die Ausbildungen für Wanderführer, in den westlichen Bundesländern bieten jeweils eigene Verbände Aus- und Weiterbildungen an.

Beteiligung

Mit einer Einbindung der Gruppe in Entscheidungen im Vorfeld wie der Planung Vorbereitung packen des Rucksacks üben vom Kartenlesen und Benutzung eines Kompasses sowie Entscheidungsfindung z.B. zwischen zwei Wanderrouten lässt sich die Beteiligung stark erhöhen und damit klassischen Missmut beim Wandern entgegenwirken